„Stadt der Zukunft – Wie viel Grün steckt drin und wie smart darf sie sein?“ lautete der Titel, unter dem der AK IU am 29.06.2018 in einem Hörsaal der Freiburger Universität zu einer Podiumsdiskussion eingeladen hatte. Die Diskussion stellte den Auftakt zum Seminar dar, welches direkt am Wochenende anknüpfte.
Doch was verbirgt sich überhaupt hinter dem blumigen Begriff einer „Smart City“? Herr Prof. Dr. Dr. Kühne, hat in einem Impulsvortrag den Versuch gewagt, die Begrifflichkeit zu umreißen. Gewitzt und raffiniert waren dabei die markanten Schlagwörter, welche das Bild einer smarten Stadt illustrieren sollten. Anschließend wurde erwartungsgemäß auch angemerkt, dass die gezielte Nutzung und Integration des technischen Fortschritts, der wohl maßgebliche Teil einer Smart City sei.
Die Gründe, weshalb es sinnvoll scheint, sich mit neuen Stadtkonzepten zu befassen, gehen weit über den Klimawandel hinaus: Neben anthropologischen Phänomenen, wie eine Individualisierung der Gesellschaft, geographischen Problemen, wie die Reurbanisierung und Verdichtung der Flächen aber auch der Hybridisierung von Stadt und Land, reichen sie bis zu soziologischen Fragestellungen. Der wohl markanteste aber auch banalste Punkt, welcher in der Debatte oft vergessen wird: Am Ende muss die Stadt vor allem eines sein – ein Wohnraum mit einer hinreichenden Lebensqualität.
Folglich wurden einige technische Ansätze, besonders zu Datenerhebung und Verkehr von den Diskutanten Lea Treick und Steffen Braun dargestellt. Schlüsselwörter waren individueller öffentlicher Nahverkehr und autonomes Fahren. Schnell zeigte sich, dass das Thema Stadtverkehr mehr als eine weitere Diskussion zu füllen vermag. Doch unter all den Ansätzen und Konzepten stießen wir immer wieder auf einen markanten Punkt:
Wo soll man überhaupt beginnen, wo die Städte von heute doch schon gebaut worden sind? Man müsse etwas wagen, hatte Frau Treick spontan eingeworfen und zu Innovationsgeist aufgefordert. Mittels Datentransfer und dem Lernen aus vorhandenen Daten sollen so, laut Treick, die vorhandenen Ressourcen effizienter und nachhaltiger genutzt werden können. Dazu muss es gar nicht zwingend nötig sein, eine Stadt neu zu bauen. Die Musterprojekte stellen entsprechend keineswegs den Regelfall dar.
Was sind also Bedenken einer Smart City? Ganz klar, Datenschutz. Eine Smart City funktioniert nicht ohne Daten und somit steht gewiss die Frage im Raum, wie viel preisgeben werden muss und sollte. Neben all der Bewegung auf dem Innovationsspielplatz einer Smart City ist es kaum verwunderlich, dass die Diskussion mit dem Kommentar aus dem Publikum „Wir wollen Smart City, please!“ beendet wurde.
Auch nach der Podiumsdiskussion wurde unter den Teilnehmern angeregt weiter diskutiert, sodass wir mit einer etwas gefestigteren Meinung in das anknüpfende Seminar starten konnten.
Nach einer kurzen Willkommensrunde zum Seminar erwartete uns eine Führung durch das „grüne“ Stadtviertel Vauban. Beim gemütlichen Entdecken des doch überschaubaren Stadtteils offenbarten sich die unscheinbareren Details, die man auf dem ersten Blick nicht vernommen hätte. Neben dem Wohnstil und der Energieversorgung, ging es auch um Themen wie Parkflächen, Kindergärten und behindertengerechtes Bauen.
Gestärkt von einem gemütlichen Mittagessen starteten wir in den ersten Vortrag im Green City Hotel Vauban. Herr Stryi-Hipp zeigte uns die Kernkompetenzen auf, welche das Konzept einer Smart City versprechen sollte. Eines wurde direkt klar: Es ist ein Thema, das interdisziplinären Charakter in beinahe allen Fragestellungen aufzeigt. Anhand ausgewählter Thematiken, wie die Energieversorgung, Gebäudearchitektur, aber auch einigen sozialen Faktoren galt es die aktuellen Ansätze zu betrachten und zu diskutieren. Durch Live-Umfragen in einer interaktiven Präsentation konnten die Seminarteilnehmer die Wichtigkeit bestimmter Bestandteile einer Smart-City selbstständig beurteilen. Erstaunlicherweise offenbarte sich des Öfteren Uneinigkeit in manchen Punkten, welche die Individualität, die von einem solchen Konzept verlangt wird, nochmals unterstrich. Da der anschließende Vortrag leider ausfallen musste, haben wir die Gelegenheit ergriffen weiter über die einzelnen Punkte des vorgegangenen Vortrags mit Herrn Stryi-Hipp zu diskutieren, bevor dann ein Teil der Teilnehmer zum VSA-Vernetzungstreffen aufbrach.
Am abschließenden Tag des Seminars stand ein Einblick in die Technologien von intelligenten Stromnetzen an, woran die Frage des Datenschutzes automatisch anknüpfte. Beispielsweise ist es ein Leichtes, Verbraucherinformationen mittels einer genauen Messung des Energieverbrauchs zu erheben. Dazu zählt nicht nur der nächtliche Gang zum Kühlschrank, sondern sogar die persönliche Vorliebe für einen Fernsehkanal, was allein durch den „live“-Stromverbrauch ersichtlich wird. Was an das Leben im Glashaus erinnern vermag, offenbart jedoch auch Chancen, beispielsweise durch intelligent abgestimmte Stromeinspeisungen, auch von Privathaushalten.
Abschließend galt der Blick den deutschen Projekten, darunter ist neben Freiburg-Vauban auch der Münchener Stadtteil Freiham, welcher aktuell weiter ausgebaut wird.
Gewappnet mit neuen Ideen und einer wohl gefestigteren Meinung zum Städtebau, machten wir uns vom sonnigen Freiburg aus auf den Weg in die Heimat. Wir freuen uns über Eure starke Resonanz hinsichtlich des Seminars und freuen uns, Euch auf einer unserer kommenden Veranstaltungen des AK IU wiederzusehen!
Informationen zum Autoren
Max Neumann
Studiert Chemie und Biochemie an der LMU München
In der Grundförderung seit Oktober 2016