Nikolaus-Wochenende in Regensburg – Strukturtreffen des AK Innovation und Umwelt

Das diesjährige Strukturtreffen II des AK Innovation und Umwelt fand vom 6. bis zum 8. Dezember im kleinen, aber feinen Städtchen Regensburg statt. Grund dafür war zum einen eine Werksführung in einem der wichtigsten BMW-Werke Deutschlands, aber zum anderem auch das wunderschöne Regensburg selbst mit seinen charmanten Weihnachtsmärkten und der historischen Vergangenheit.

Freitagabend fanden sich alle Teilnehmer in der Jugendherberge Regensburg ein. Nach einer kurzen Kennenlernphase wurden direkt die ersten Ideen für kommende Seminare gebrainstormt. Zur Belohnung ließen einige Seminarteilnehmer dann den ersten Abend in einer der vielen kleinen Bars in Regensburg ausklingen.

Früh wurde in den Samstag gestartet und mit Hilfe von Kaffee und Lebkuchen emsig an den Seminaren gearbeitet, denn um 11:30 Uhr stand bereits die Werksführung bei BMW auf dem Programm. Da Morgenstunden bekanntlich viel Kreativität und frische Ideen bereithalten, kamen die Teilnehmer gut voran und mussten nach der Werksführung nur noch Einzelheiten abklären und die Ideen in ein anschauliches Format bringen. Die BMW- Werksführung war eine unglaubliche Bereicherung für das Wochenende, da man selten die Chance bekommt, in so eine große Produktion reinzuschnuppern. Am faszinierendsten war wohl der Fakt, dass in dem Werk mit 9000 Mitarbeitern fast 400 Logistiker arbeiten und dafür sorgen, dass jedes Einzelteil immer „on time, on sequence“ am richtigen Ort zur Weiterverarbeitung ankommt. Nach der Werksführung ging es wieder zurück in die Jugendherberge und ran an die Arbeit. Alle Teilnehmer wurden mit ihren Präsentationen rechtzeitig fertig, sodass wir pünktlich zu den wunderschönen Weihnachtsmärkten aufbrechen konnten, die Regensburg zu bieten hat. Der Weihnachtsmarkt am Spitalgarten kann mit seiner atemberaubenden Aussicht auf die Donau und den Dom begeistern, während der Lucrezia Markt dagegen mit Live-Musik und einer gemütlichen Stimmung überzeugt. Somit war für jeden Teilnehmer etwas dabei!

Auch der Sonntag begann sehr früh, da noch eine historische Stadtführung geplant war. Alle Teilnehmer stellten die Konzepte vor, an denen sie gearbeitet hatten, und es zeigte sich, dass einige tolle Seminarideen zustande gekommen waren. Wenn alles klappt, könnt ihr euch auf folgende Themen im nächsten Jahr freuen: Umweltpsychologie, Energiespeicherung, nachhaltige Stadtplanungskonzepte, Innovation und ethische Grenzen und neue Technologien in Rettungswesen und Katastrophenschutz. Für unseren nächsten freien Slot im Oktober in der Theodor-Heuss-Akademie wurde ein Seminar zum Thema Klimawandel mit physikalischem Schwerpunkt gewählt. Anschließend gab es noch eine Feedback-Runde und dann ging es auch schon zur historischen Stadtführung.

Insgesamt war es ein sehr volles, aber auch sehr schönes und produktives Wochenende! Die Teilnehmer bedanken sich dafür herzlich bei den Koordinatoren Carina, Max, Kilian und Patrick und freuen sich schon auf die kommenden Seminare!

Informationen zur Autorin
Evita Schäfer
Psychologie (5. Semester) an der Universität Regensburg
In der Grundförderung seit Oktober 2018

„Alde Waafn“- Sprechen wir über das Fichtelgebirge – und seine Dörfer

Am zweiten Augustwochenende lud der Arbeitskreis Innovation und Umwelt ins idyllische Fichtelgebirge nach Weißenstadt ein, um über die Dörfer der Zukunft zu reden, sie zu erleben und lieben zu lernen. Der Veranstaltungsauftakt am Freitagabend war, der besseren Anbindung wegen, in Marktredwitz, unter den Oberfranken auch Rawetz genannt, lokalisiert. Hier nahm uns die Akademie Steinwald Fichtelgebirge e. V. der Scherdel GmbH in ihren Räumlichkeiten in Empfang. Nachdem uns Martina Freifrau von Waldenfels als Erbin des Unternehmens einen kurzen Überblick über die Wichtigkeit des Federherstellers in der Region als Arbeitgeber und Wirtschaftsstandort verschaffte, gaben uns die Organisatoren des Seminars Jessica Eckenberger und Philipp Charaoui die Möglichkeit, einander über eine kurze Vorstellungsrunde besser kennenzulernen. Besonders eindrücklich stellte sich die Nähe nahezu jedes Teilnehmers zum ländlichen Raum dar, so auch unserer Organisatoren, die zur Einführung in die Thematik des Seminars leidenschaftlich und innovativ über ihre Heimatregion Fichtelgebirge sprachen. Um auch die kulinarischen Vorzüge der Region zu verinnerlichen, ließen wir diesen ersten Tag in der „1“, einer urigen Gastwirtschaft, die ihre Bezeichnung unter Einheimischen aufgrund der Lage als erstes Haus der Straße erhielt, bei Brezn, Obazda und Bier – wie sollte es anders sein – ausklingen.

Die erste Nacht im Waldheim in Weißenstadt bestach vor allem durch eines: RUHE.


Erholt und vitalisiert führte uns der erste Tagesordnungspunkt am Samstag ins Stadtinnere auf die Peunt. Dass Kunst und die Herstellung von Roggenprodukten herrlich synergieren, bewies uns dort Frau Dr. Laura Krainz-Leupoldt als Geschäftsführerin der PEMA KG mit ihren futuristisch anmutenden Konzepten wie dem Kleinen Museum, welches das alte Postamt im Bauhaus-Stil in neuer Manier wiederbelebt. Inspirierende Eindrücke eröffnete nicht nur das Charisma der gebürtigen Italienerin, sondern auch ihre Auswahl an Kunstobjekten, die allen voran durch ihre Einfachheit beeindruckten. Kunst wird hier im Kleinen Museum auf der Peunt als bereichernder Bestandteil der persönlichen Erfahrung verstanden, der jedem zugänglich gemacht werden soll. Im reduzierten Ambiente des Concept Stores der PEMA KG begaben wir uns anschließend mit Herrn Adrian Roßner, der über die Grenzen des Fichtelgebirges hinaus als Experte für fränkische Landesgeschichte bekannt und beliebt ist, auf eine Zeitreise zu den Anfängen der hiesigen Besiedlung.

Es verwundert kaum, dass Herrn Roßners Schilderungen über die Entstehung der Dorfstruktur im Fichtelgebirge, über seine Brauchtümer und Aberglauben uns in ihrer anschaulichen und erfrischenden Vortragsart in den Bann zogen und somit auf diesem Weg das Verständnis für die Region im historischen Kontext erweiterten. Nach einem Mittagessen „Rund-ums-Korn“ beleuchteten zwei spannende Vorträge gesellschaftliche Herausforderungen, die es nicht nur von den Dörfern zu bewältigen gilt. Ohne Zweifel strapaziert es unsereins, sollte die „Jetzt-aber-wirklich-letzte-Game-of-Thrones-Folge“ gerade im spannendsten Moment einfrieren, weil das Internet wieder einmal zu langsam ist; welche Konsequenzen der vielerorts aber noch immer nicht erfolgte flächendeckende Glasfaserausbau für die ländliche Region bedeutet, zeigte uns Herr Dr. Alexander Haßdenteufel von der Thüga SmartService GmbH auf.

Die Region um das Fichtelgebirge wird gern als Sibirien Deutschlands bezeichnet, dass diese Redensart jedoch weit gefehlt ist, verdeutlichte Herr Dr. habil. Johannes Lüers der Universität Bayreuth am Lehrstuhl für Mikrometeorologie. Mit seinem Forschungsprojekt zur Minderung städtischer Klima- und Ozonrisiken analysierte Herr Dr. Lüers das Klima in Bayreuth mit zwölf Messstationen im Stadtgebiet verteilt. Die resultierenden Erkenntnisse können insbesondere unter Anbetracht der gesundheitsschädlichen Hitzewirkung nachhaltig dazu beitragen, die Stadtplanung so zu gestalten, dass kältespendende Grünflächen und Flussläufe gerade dort für Abhilfe sorgen, wo urbane Wärmeinseln entstehen.

Einen der Höhepunkte des Tages bildete die Podiumsdiskussion am Abend. In der Debatte um die jetzige Situation und geplante oder erwünschte Veränderungen in der Region konnten wir uns durch Schilderungen kommunaler Politiker einen Eindruck über die Herausforderungen und Möglichkeiten im Fichtelgebirge verschaffen und eigene Erfahrungen und Wünsche einbringen.

Ein aufschlussreicher Tag neigte sich dem Ende zu, aber gerade gen Abend drangen wir immer tiefer in die Geschichte Weißenstadts ein und so traf es sich, dass Kellermeisterin Olga uns während der spannenden Führung durch die hiesigen Keller in ihre Lehre nahm, um uns zu erden und wieder ins Gleichgewicht zu bringen; selbstverständlich unter Zuhilfenahme regionaler Spirituosen.

Der Morgen unseres letzten Seminartages begann mit einer Führung durch die Bäder des Siebenquell GesundZeitResorts in Weißenstadt, die aufgrund des fluoridhaltigen Schwefel-Thermalwassers eine heilende Wirkung auf den Anwender ausüben. In den neun Themen – und Erlebnissaunen wäre der eine oder andere sicherlich gern verblieben, dennoch fanden wir uns daraufhin erneut im Tagungsraum des Resorts ein, um uns dem abschließenden Vortrag zu widmen. Dieser generierte zweifellos in vielen Köpfen der Teilnehmer Ideen für die eigene Region, deren Vorzüge es hervorzubringen gilt, insbesondere wenn es sich um die Attraktivitätssteigerung für Unternehmer und junge Familien handelt. Die Alleinstellungsmerkmale und Besonderheiten der Fichtelgebirgsregion präsentiert das Team um Katharina Hupfer mit der Initiative: „#freiraumfürmacher“ erfolgreich auf der eigenen Website, in den sozialen Medien oder bei Veranstaltungen in den umliegenden Großstädten. Ist der Entschluss, ins Ländliche zu ziehen dann gefasst, unterstützen die Mitarbeiter der Initiative bei der Suche nach der geeigneten Immobilie, der nächstgelegenen Kita oder dem Arbeitsplatz für den Partner.

Das Wochenende hat uns gezeigt, dass ein Dorf weit mehr zu bieten hat als Erholungsmöglichkeiten in der Natur, skurrile Tante-Emma-Läden und Bauernhofgeruch. Es sind Kunst, erfolgreiche Unternehmen und Innovationsgedanken, die Lebensqualität auch bei weniger als 5.000 Einwohnern versprechen. An dieser Stelle sei ein großes Dankeschön an die Organisatoren und Referenten des Seminars ausgesprochen. Und wer weiß, womöglich verschlägt es den ein oder anderen Teilnehmer ja später in die wundervolle oberfränkische Region, zumindest aber in ein Dorf der Zukunft.

Informationen zur Autorin

Johanna Engel
Humanmedizin (4. Semester) an der Medizinische Universität Brandenburg
In der Grundförderung seit April 2019

Kernenergie – Überrest des Kalten Krieges oder Hoffnungsträger für die Zukunft?

Vom 24. bis 26. Mai fand in der Theodor-Heuss-Akademie das Seminar „Kernenergie – Überrest des Kalten Krieges oder Hoffnungsträger für die Zukunft?“ des AK-Innovation und Umwelt statt. Durch viele kompetente Referenten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik wurde ein umfassender Eindruck der derzeitigen nationalen und weltweiten Situation der Kernkraft vermittelt. Sowohl technische als auch geschichtliche Details wurden ausgiebig beleuchtet, um schließlich einen Blick auf mögliche zukünftige Entwicklungen zu werfen. Die Organisatoren Oliver Mehling und Lutz Lohmann nutzten Ihre Erfahrung in der Seminarleitung, um das komplett ausgebuchte Seminar zu einem vollen Erfolg zu machen.

Nach dem Abendessen stand am Freitagabend schon der erste Input auf dem Programm, um alle mit dem nötigen technischen Verständnis für die nächsten Tage auszustatten. Dr. Christoph Pistner vom deutschen Öko Institut erklärte grundlegenden Details zur Funktionsweise der üblichen Reaktortypen auf sehr verständliche Art, um anschließend noch kurz die Argumente der Anti-Atomkraftbewegung auf technischer Seite zu beleuchten.

Wie bei jedem guten Seminar durfte nach beschwerlicher Anreise und ersten Inhalten dann natürlich nicht der traditionelle Umzug in den Heuss-Club, bzw. die Wachholderstube fehlen (beim Namen scheiden sich die Geister noch stärker als beim Thema Atomkraft). Hier konnten sich alle mit Stipendiaten und Referenten austauschen und den Abend ausklingen lassen.


Am nächsten Morgen ging es direkt um 9:00 Uhr weiter mit einem spannenden Vortrag zum Thema Reaktorsicherheit. Mit viel Expertise gab Prof. Dr. Hans-Josef Allelein vom Forschungszentrum Jülich einen Einblick in die Sicherheitsmechanismen deutscher Reaktortypen und zeigte am Beispiel des belgischen Reaktors Tihange-2 die gängige Methodik der Risikobewertung von Kernkraftanlagen auf.


Im Anschluss wanderte der thematische Schwerpunkt von der Technik auf den historisch-politischen Prozess. Christian von Falkenhausen, der neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des VSA als Politikwissenschaftler zum Thema Kernenergie promoviert, gab mit einer ausführlichen Analyse der Geschichte der Kernkraft in Deutschland ein umfassendes Bild der Motive und Hintergründe der bisherigen Entwicklung. Als Lehre für zukünftige Energiepolitik erhielten die Seminarteilnehmer so ein neues Verständnis für die derzeitige Situation der Atomkraft in Deutschland.

Nach dem Mittagessen blieb die Thematik politisch geprägt, widmete sich nun jedoch der Tagespolitik. Mit seiner Erfahrung aus dem Bundestag und aus seiner Partei verhalf der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Prof. Dr.-Ing. Martin Neumann mit Vortrag und Fragerunde zu einem Gefühl für die aktuellen Möglichkeiten und Tendenzen in der Politik.

Nun ausgestatten mit einem umfassenden Bild der deutschen Kernkraft durften die Seminarteilnehmer selbstständig in Gruppenarbeit die Situation in verschiedensten anderen Ländern ausarbeiten. Jede Gruppe bekam ein Land und ein kurzes Dossier zur dortigen Atompolitik zugeteilt, um nach weiterer Recherche bis zum Abendessen eine Präsentation mit kurzem Briefing für den nächsten Morgen vorzubereiten.
Nach dem Abendessen gab Dr. Ludger Mohrbach vom VGB Powertech – ein Zusammenschluss von Kraftwerksbetreibern – spannende Einblicke in seine Erfahrung mit den Kernkraftanlagen in Fukushima (Japan) und in Tihange (Belgien) auch mit Vergleich zu den deutschen Anlagen. Er stand nach einem spannenden Vortrag über größere und kleinere Ereignisse noch für alle für Fragen bereit.

Danach kümmerte sich das Personal der THA im Keller selbstverständlich wieder ausgezeichnet um das leibliche Wohl der Teilnehmer und Referenten.


Um den jungen innovativen Seminarteilnehmern gerecht zu werden, ging es am nächsten Morgen um 9 auch schon wieder weiter mit neuen Alternativkonzepten für Reaktoren. Dr. Götz Ruprecht – Mitgründer des Instituts für Festkörper-Kernphysik gGMBH – stellte das von ihm mitentwickelte Konzept eines Dual-Fluid-Reaktors vor, welcher kaum mehr Atommüll produziert und den bisherigen Atommüll als Spaltmaterial benutzt. Er lieferte Einblicke in diese Technologie in den Kinderschuhen, ihre technischen und natürlich auch gesellschaftlich-politischen Hürden und zeigte auf, wo internationale gemeinsame Forschung hinführen kann.


Anschließend wurden die Ergebnisse der Gruppenarbeiten vom Vortag präsentiert und eigene Erwartungen und Ansichten der Seminarteilnehmer in den Fokus gestellt.
Damit endete dieses von allen Seminarteilnehmern als sehr spannend empfundene Seminar, das einigen vorher Unentschlossenen eine fundierte Grundlage zur eigenen Meinungsbildung liefern konnte und auch Teilnehmern mit breiten Vorkenntnissen neue Seiten der Kernkraft aufzeigen konnte. Das Seminar konnte auch darauf hinweisen, dass die Atomkraft auf internationaler Ebene alles andere als „tot“ ist und mit Blick auf ein zunehmendes Klimabewusstsein höchst brisant bleibt.


Wir bedanken uns herzlich bei den Organisatoren Oliver und Lutz sowie bei den erstklassigen Referenten für ein rundum gelungenes Seminar, von dem jeder viel mitnehmen konnte.

Informationen zum Autor

Kilian Baumann
B.Sc. Physik an der TU München
In der Grundförderung seit Oktober 2018