Mit dem AKIU in Dresden: kalt, aber oho

Wenn eine Gruppe aus allen Ecken der Republik am ersten Adventswochenende nach Dresden reist, macht sie sich erst einmal verdächtig, dass es sie vor allem wegen des Stollens und des Glühweins hierher verschlagen hat. Und ja, ganz um den Besuch des berühmten Dresdner Weihnachtsmarkts kam natürlich auch der AKIU nicht herum. Dass die Stadt an der Elbe aber noch weitaus mehr zu bieten hat, wurde beim zweiten Strukturtreffen des Jahres 2018 vom 30.11. bis 02.12. schnell klar. Nicht zuletzt eignete sich die vorweihnachtliche Atmosphäre auch hervorragend dazu, den Blick thematisch auf   das nächste Jahr – und sogar darüber hinaus – zu richten.

Aber der Reihe nach: Nachdem sich die etwa 20 Teilnehmenden des Strukturtreffen nach ihrer teils strapaziösen Anreise beim Abendessen gestärkt hatten, standen der traditionelle Rückblick auf die zahlreichen vom AKIU initiierten Veranstaltungen des letzten Halbjahrs und ein Brainstorming für neue Seminarideen an. Auch zu später Stunde entwickelte sich eine Reihe breit gefächerter Themenvorschläge, von der Entwicklung des ländlichen Raums über eine Neuauflage des erfolgreichen Klimawandel-Seminars bis hin zur öffentlichen Wahrnehmung der Gentechnik.

Die rege Diskussion setzte sich in der Arbeitsphase am nächsten Tag fort, als in Kleingruppen detaillierter an den Seminarideen gearbeitet wurde. Dabei entstand schon der ein oder andere Seminarplan oder gar eine ausgearbeitete Powerpoint-Präsentation inklusive Referentenvorschlägen, Ort und Termin. Einige Vorschläge wurden explizit auf regionale Veranstaltungen außerhalb Gummersbachs (beispielsweise in Verbindung mit dem Besuch eines Forschungszentrums) zugeschnitten, andere konzentrierten sich auf die klassischen „THA-Slots“ und eine Gruppe werkelte gar am Konzept einer Inlandsakademie. Ihr könnt euch also sicherlich auch im neuen Jahr auf ein (auch regional) vielfältiges AKIU-Programm freuen!

Natürlich durfte, wie bei jedem Strukturtreffen, das Rahmenprogramm nicht fehlen. Da es für viele Teilnehmende das erste Mal in Dresden war, passte die Stadtführung am Samstagmorgen trotz winterlicher Kälte ideal ins Programm. Die engagierte und authentische Stadtführerin erläuterte uns zwei Stunden lang nicht nur die Hintergründe der eindrucksvollen Sehenswürdigkeiten der ehemaligen Residenzstadt, sondern erzählte auch mit viel Einfühlvermögen aus ihrer eigenen Familiengeschichte – beispielsweise, wie sich ihre Großmutter nach der Wende gemeinsam mit vielen anderen für den Wiederaufbau der Frauenkirche engagierte, der in den Medien auch als „Wunder von Dresden“ bekannt wurde.

Raus aus der Kälte ging es anschließend rein ins warme Verkehrsmuseum. Auch dort erfuhren wir im Rahmen einer Führung durch die thematisch geordneten Abteilungen – Straßen-, Bahn-, Luft- und Schiffsverkehr – Interessantes über die deutsche Verkehrsgeschichte vom Hochrad (das wir sogar selbst ausprobieren konnten) bis zum E-Auto. Die zahlreichen aktuellen Themen lieferten natürlich viel Stoff für Diskussionen zur Zukunft der Mobilität.

Nach viel Input und anschließender Ausarbeitung von Seminarkonzepten war am Sonntagvormittag dann Kreativität gefragt: Unser Koordinator Behin hatte einen Workshop zu innovativem Produktdesign ersonnen, bei dem wir uns in Kleingruppen mit großen Unternehmen von Amazon bis zur Sparkasse beschäftigten, und der Frage, wie sich diese innovativ weiterentwickeln könnten. Vom Einstieg des Internet-Großhändlers in das Apothekengeschäft bis hin zur ungewöhnlichen Idee, Produktionskapazitäten zu bündeln und Milch zukünftig in Bierflaschen abzufüllen, war alles dabei, und die kontroversen Diskussionen sorgten für eine schöne geistige Aktivierung am Morgen.

Schließlich wählten die Anwesenden den Seminarvorschlag aus, der im zweiten Halbjahr 2019 an der THA umgesetzt werden wird; der Zuschlag ging an das Thema „Ökonomisierung der Wissenschaft“, bei dem ihr aus erster Hand spannende Einblicke in den (universitären) Forschungsalltag erhalten werdet.

Wie das bei einem guten Strukturtreffen so ist, kam natürlich auch das Kennenlernen nicht zu kurz. So wurde neben dem Weihnachtsmarkt auch der Dresdner Neustadt auf ein Bier bzw. einen Cocktail ein Besuch abgestattet. Besonders schön war es, so viele neue Gesichter aus allen Ecken der Republik zu sehen, die bei ihrem ersten AKIU-Treffen hoffentlich nicht nur auf den Glühwein- und Christstollen-Geschmack gekommen sind.

Informationen über den Autoren

Oliver Mehling
B.Sc. Physik an der Universität Freiburg
in der Grundförderung seit Oktober 2015

Transhumanismus und die Evolution der Menschheit

Am letzten Oktoberwochenende 2018 fand das von uns organisierte Seminar mit dem Titel „Knockin‘ on Heaven‘s Door. Affe – Mensch – Cyborg – Gott? Transhumanismus und die Evolution der Menschheit“ statt. Die Idee zur Organisation des Seminars entstand fast genau ein Jahr zuvor an einem Abendbrottisch während der Einführungsveranstaltung in Potsdam. Die Ideen eines Elektrotechnikers, Biochemikers und Philosophen vereint mit dem liberalen Gedanken kanalisierten sich in dieses Wochenende, an welchem wir einen Blick in die Zukunft wagten und die ethischen, gesellschaftlichen und politischen Implikationen der in naher Zukunft anstehenden Technologien diskutierten.

Mit der tatkräftigen Unterstützung der Koordinatoren des Arbeitskreis Innovation und Umwelt und der Initiative Gesundheitspolitk als auch von Sebastian Zajonz vom Regionalbüro München gestaltete sich die Organisation des Seminars, auch ohne vorherige Erfahrung, relativ einfach.

Besonders erfreute uns das große Interesse der Stipendiaten, da das Seminar mit den insgesamt knapp 30 Seminarteilnehmern sogar ausgebucht war. Die Teilnehmer stammten aus den verschiedensten Disziplinen: Von der Medizin und den Rechtswissenschaften, über Naturwissenschaft und Technik bis hin zur Kunst waren alle Fachbereiche vertreten. Das führte wiederum zu ganz unterschiedlichen Herangehensweisen an den Transhumanismus, was interessante Debatten zur Folge hatte.

Die Einführung in die Thematik des Transhumanismus wurde durch Stefan Sorgner, einem der Vordenker des Transhumanismus und derzeit Professor der Philosophie an der John Carbot University in Rom gegeben. Dabei wurden vor allem Technologien wie Gene-Editing und Enhancement erwähnt und der aktuelle Stand der Technik thematisiert.
Am darauffolgenden Samstagmorgen hat Informatik-Professor Tilo Mentler von der Universität zu Lübeck seine Arbeiten zur Mensch-Maschine-Interaktion und seinen Einschätzungen anderer computer-basierter Technik gegeben. Dabei spielte die Integration der Maschinen, aber auch die Sicherstellung des Datenschutzes in diesen Systemen eine zentrale Rolle.


Unser Highlight, eine öffentliche Podiumsdiskussion fand dann am Samstagnachmittag statt. Diese wurde zusätzlich zu den teilnehmenden Stipendiaten auch von der Münchner Öffentlichkeit gut angenommen und lockte insgesamt etwa 65 Interessenten an. Unter dem Thema der “Bedeutung des Transhumanismus für demokratische Gesellschaften und die Freiheit des Einzelnen”, debattierten hier unsere Referenten zusammen mit dem Mitbegründer der Transhumanen Partei Deutschland, Marcel Mayr, der Leiterin des AK Umwelt, Forschung und Technologie der Jungen Liberalen Bayern, Sandra Drossel-Bück und dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kommission Freiheit und Ethik der FDP, Dr. Bernhard Labudek. Unter der Moderation von Laura Klimecki wurden dabei die Vorteile des Transhumanismus mit der liberalen Position in Vereinbarung gebracht. Zu guter Letzt stellte Marcel Mayr am Sonntagvormittag im letzten Beitrag des Seminars eine anthropologische Sicht auf den Transhumanismus vor.

Da das gesamte Seminar stark auf Diskussionen ausgelegt war, empfanden wir alle das Wochenende als sehr bereichernd und auf den verschiedensten Ebenen stimulierend. Doch das war nicht nur durch den Inhalt und Aufbau des Seminars gelungen, sondern auch durch dessen soziale Komponente. Zu Abend und in der Mittagspause am Samstag gingen die Teilnehmer gemeinsam mit den Referenten zum Essen und diskutierten dort bei Speis‘ und Trank weiter über den Transhumanismus und die Zukunft der Menschheit.

Wir möchten uns nochmals bei allen Referenten und Teilnehmern für das gelungene Wochenende bedanken und freuen uns auf die nächste Veranstaltung (des AK IU).

Informationen zum Autor
Kilian Zuchan
M.Sc. Biochemie an der Unversität Bayreuth
In der Grundförderung seit Oktober 2017

 

Die abfallfreie Gesellschaft

Ozeanplastik, Lebensmittelverschwendung, Verpackungswahnsinn – die globale Abfallverschmutzung rückt zunehmend in den medialen Fokus. Der Konsumtrend hingegen verspricht immer mehr Convenience: noch mehr Verpackungen, noch mehr Lieferdienste, noch mehr Produkte des schnellen Verbrauchs.

Das Seminar „Zero Waste? Ressourcenverbrauch zwischen Verzicht und Innovation“, organisiert von Alix Bertrand und Isabelle Horster in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Innovation und Umwelt, nahm vom 21.–23. September das Abfallproblem unter die Lupe. Diskutiert wurden alternative Konsummodelle, liberale Strategien der nachhaltigen Politik sowie die Rolle des Einzelnen im Bezug auf einen zukunftsfähigen Umgang mit globalen Ressourcen.

„Zero Waste“ ist ein ca. 20 Jahre junges Konzept der regenerativen Ressourcenallokation mit dem Ziel der gesamtgesellschaftlichen Transformation von der Linearwirtschaft („Wegwerfgesellschaft“) in die Kreislaufwirtschaft. Angestrebt wird ein „closed loop“ der vollständigen und unbegrenzten Wiederverwertung aller Rohstoffe. Ermöglicht werden soll dies u.A. durch Cradle-to-Cradle-Produktion (die vollständige Aufarbeitung von Abfallprodukten zu neuen Rohstoffen), Sharing-Initiativen (das Foodsharing, im Seminar vorgestellt von Stephanie Vochatzer vom Foodsharing Verein e.V., ist ein bekanntes Beispiel), jedoch vor Allem auch durch den persönlichen Beitrag des einzelnen Konsumenten zur Abfallvermeidung.

Was eigentlich sind Abfälle, die Reste unserer Zivilisation? Wie lässt sich unterscheiden, wo die Grenze zu ziehen ist zwischen Produkt und Abfallprodukt, zwischen Rohstoff und Reststoff? Nutzen und Nicht-Nutzen wird gesellschaftlich und kulturell durch Wertzuschreibung festgelegt: bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass unsere Zuschreibung von Wert fluide und dynamisch ist. Den Eigenwert eines jeden Produkts oder Rohstoffs bewegt sich auf einer Skala von „wertvoll“ bis „wertlos“. Was bei „wertlos“ ankommt, wird zu Abfall. Doch in welche Kategorie ein Ding nun wirklich gehört, kann je nach Sichtweise, unterschiedlich interpretiert werden. Es ist eine Frage der persönlichen Einstellung, und des Ressourcenbewusstseins, geprägt von Bildungshintergründen, ökonomischen Umständen, sozialer Schicht und kultureller Praxis. Zusätzlich beeinflussen Marktmechanismen dieses Wertesystem, insbesondere indem sie für ein ständiges Streben nach dem Neuen sorgen. Die Produktion reagiert darauf mit Einwegprodukten oder Dingen, die rasch verschleißen; ein nach der Strategie der so genannten „geplanten Obsoleszenz“ (also einem intendierten Wertverfall oder Funktionsverlust bald nach dem Kauf) hergestelltes Objekt kann dann zugleich neu und praktisch schon Müll sein.

Abfall ist also ein kulturelles Konstrukt, und daher schwer zu fassen. Für unsere natürliche Umwelt ist er eine reale Bedrohung. Diese Mehrdeutigkeit des Phänomens Abfall erschwert den adäquaten Umgang mit ihm. Aus Sicht von Nachhaltigkeitsexperten können Lösungsansätze nur holistisch sein: Dr. Henning Wilts und Paul Suski vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie etwa betonten in ihren Vorträgen die Unabdingbarkeit einer grundlegenden Transformation unserer Konsumwirtschaft und unseres Umgangs mit Ressourcen. Zugleich zeigten sie auf, dass das Abfallproblem als Teilkomponente eines übergeordneten Problems endlicher Ressourcen zu betrachten sei: Müll sei nur die Spitze des Eisbergs, Müllvermeidung nur eine Teilstrategie. Betrachtet man die Verfügbarkeit von Ressourcen und ihre Anwendungsmöglichkeiten in ihrer Gesamtheit und in Relation mit ihrer berechenbaren Verfügbarkeitsdauer sowie der Geschwindigkeit ihres aktuellen Verbrauchs, so muss sich die globale Gesellschaft die Frage stellen: Welche Art der Verwendung und des Einsatzes von Ressourcen erzeugt gesamtgesellschaftlich den größten und dauerhaftesten Nutzen? Es liegt auf der Hand, dass Abfälle in einem solchen Modell als Ressource gesehen werden müssen. Innovation, technischer Fortschritt und Cradle-to-Cradle-Ansätze (in einem weiteren Vortrag beispielhaft präsentiert von Promotionsstipendiat Marvin Henry) spielen hierbei eine tragende Rolle. Paul Suski wies jedoch auch auf die Grenzen von Innovation und Technik bei gleichbleibendem oder steigendem Konsumverhalten der Weltbevölkerung hin: Technische Innovationen sorgten hauptsächlich für Anpassungen in der Abfallbewältigung, trügen jedoch kaum zur Verringerung der Entstehung von Abfällen bei. Nicht zuletzt führen technische Innovationen oft durch die Effizienzsteigerungen, die sie erzielen, indirekt zur erhöhten Nutzung der Technik und dadurch zu einem unbeabsichtigt höheren Ressourcenverbrauch („Rebound-Effekt“). Viel wichtiger noch als Innovation sei daher der globalgesellschaftliche Wandel hin zur Ressourcensparsamkeit. Hier seien vor allem psychosoziale Anreize und globale Zusammenarbeit gefragt.

Eine ziemliche Mammutaufgabe für die Politik! Dennoch stimmte Dr. Lukas Köhler (MdB), Klimapolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag, seinen Vorrednern in den wesentlichen Punkten zu: er verwies auf die Bedeutung der 2016 durch die Vereinten Nationen formulierten Sustainable Development Goals (Agenda 2030) und betonte die Notwendigkeit der Integration bisher getrennt operierender politischer Zuständigkeitsbereiche sowie die Signifikanz supranationaler Zusammenarbeit. Zugleich warnte er vor der Gefahr, die politische Umsetzbarkeit von Nachhaltigkeitszielen im Regionalen und Lokalen aus den Augen zu verlieren – noch immer leide die Debatte unter vielen ungeklärten Fragen, gehe daher nur kleinschrittig voran, und oft auch mit den falschen Maßnahmen. Aufgabe liberaler Politik sei hier insbesondere, die Deregulierung einschränkender Kontrollmechanismen anzuregen, sowie ein günstiges politisches Klima für konstruktive Marktanreize zu schaffen.

Und was kann der Einzelne tun? Stephanie Vochatzer vom Foodsharing Verein e.V. und Dr. Henning Wilts waren sich einig, dass der einzelne Konsument auf die allgemeine Bewusstseinsbildung sowie die Schaffung von Marktanreizen einen entscheidenden Einfluss hat. Wichtig ist neben der wohlüberlegten Konsumentscheidung jedoch auch die Verbalisierung von Nachhaltigkeitsansprüchen beim Anbieter, beim Hersteller, beim Arbeitgeber, im persönlichen Umfeld, etc.: je deutlicher die Verbalisierung, umso rascher kann ein Bewusstseinswandel entstehen und auch der Markt sich anpassen. Auch die so genannten „5R“ der Zero Waste-Philosophie sind Maßnahmen, die jeder Einzelne nach seinen individuellen Möglichkeiten unmittelbar umsetzen kann: Refuse what you don’t need – Reduce what you do need – Reuse what you already have – Rot your organic waste – Recycle the rest.

Informationen zur Autorin
Nele Fabian
Promotion im Fach Geschichte Chinas
in der Promotionsförderung.seit 2016

„Wir wollen Smart City, please!“

„Stadt der Zukunft – Wie viel Grün steckt drin und wie smart darf sie sein?“ lautete der Titel, unter dem der AK IU am 29.06.2018 in einem Hörsaal der Freiburger Universität zu einer Podiumsdiskussion eingeladen hatte. Die Diskussion stellte den Auftakt zum Seminar dar, welches direkt am Wochenende anknüpfte.

Doch was verbirgt sich überhaupt hinter dem blumigen Begriff einer „Smart City“? Herr Prof. Dr. Dr. Kühne, hat in einem Impulsvortrag den Versuch gewagt, die Begrifflichkeit zu umreißen. Gewitzt und raffiniert waren dabei die markanten Schlagwörter, welche das Bild einer smarten Stadt illustrieren sollten. Anschließend wurde erwartungsgemäß auch angemerkt, dass die gezielte Nutzung und Integration des technischen Fortschritts, der wohl maßgebliche Teil einer Smart City sei.

Die Gründe, weshalb es sinnvoll scheint, sich mit neuen Stadtkonzepten zu befassen, gehen weit über den Klimawandel hinaus: Neben anthropologischen Phänomenen, wie eine Individualisierung der Gesellschaft, geographischen Problemen, wie die Reurbanisierung und Verdichtung der Flächen aber auch der Hybridisierung von Stadt und Land, reichen sie bis zu soziologischen Fragestellungen. Der wohl markanteste aber auch banalste Punkt, welcher in der Debatte oft vergessen wird: Am Ende muss die Stadt vor allem eines sein – ein Wohnraum mit einer hinreichenden Lebensqualität.

Folglich wurden einige technische Ansätze, besonders zu Datenerhebung und Verkehr von den Diskutanten Lea Treick und Steffen Braun dargestellt. Schlüsselwörter waren individueller öffentlicher Nahverkehr und autonomes Fahren. Schnell zeigte sich, dass das Thema Stadtverkehr mehr als eine weitere Diskussion zu füllen vermag. Doch unter all den Ansätzen und Konzepten stießen wir immer wieder auf einen markanten Punkt:
Wo soll man überhaupt beginnen, wo die Städte von heute doch schon gebaut worden sind? Man müsse etwas wagen, hatte Frau Treick spontan eingeworfen und zu Innovationsgeist aufgefordert. Mittels Datentransfer und dem Lernen aus vorhandenen Daten sollen so, laut Treick, die vorhandenen Ressourcen effizienter und nachhaltiger genutzt werden können. Dazu muss es gar nicht zwingend nötig sein, eine Stadt neu zu bauen. Die Musterprojekte stellen entsprechend keineswegs den Regelfall dar.

Was sind also Bedenken einer Smart City? Ganz klar, Datenschutz. Eine Smart City funktioniert nicht ohne Daten und somit steht gewiss die Frage im Raum, wie viel preisgeben werden muss und sollte. Neben all der Bewegung auf dem Innovationsspielplatz einer Smart City ist es kaum verwunderlich, dass die Diskussion mit dem Kommentar aus dem Publikum „Wir wollen Smart City, please!“ beendet wurde.

Auch nach der Podiumsdiskussion wurde unter den Teilnehmern angeregt weiter diskutiert, sodass wir mit einer etwas gefestigteren Meinung in das anknüpfende Seminar starten konnten.

Nach einer kurzen Willkommensrunde zum Seminar erwartete uns eine Führung durch das „grüne“ Stadtviertel Vauban. Beim gemütlichen Entdecken des doch     überschaubaren Stadtteils offenbarten sich die unscheinbareren Details, die man auf dem ersten Blick nicht vernommen hätte. Neben dem Wohnstil und der Energieversorgung, ging es auch um Themen wie Parkflächen, Kindergärten und behindertengerechtes Bauen.

Gestärkt von einem gemütlichen Mittagessen starteten wir in den ersten Vortrag im Green City Hotel Vauban. Herr Stryi-Hipp zeigte uns die Kernkompetenzen auf, welche das Konzept einer Smart City versprechen sollte. Eines wurde direkt klar: Es ist ein Thema, das interdisziplinären Charakter in beinahe allen Fragestellungen aufzeigt. Anhand ausgewählter Thematiken, wie die Energieversorgung, Gebäudearchitektur, aber auch einigen sozialen Faktoren galt es die aktuellen Ansätze zu betrachten und zu diskutieren. Durch Live-Umfragen in einer interaktiven Präsentation konnten die Seminarteilnehmer die Wichtigkeit bestimmter Bestandteile einer Smart-City selbstständig beurteilen. Erstaunlicherweise offenbarte sich des Öfteren Uneinigkeit in manchen Punkten, welche die Individualität, die von einem solchen Konzept verlangt wird, nochmals unterstrich. Da der anschließende Vortrag leider ausfallen musste, haben wir die Gelegenheit ergriffen weiter über die einzelnen Punkte des vorgegangenen Vortrags mit Herrn Stryi-Hipp zu diskutieren, bevor dann ein Teil der Teilnehmer zum VSA-Vernetzungstreffen aufbrach.

Am abschließenden Tag des Seminars stand ein Einblick in die Technologien von intelligenten Stromnetzen an, woran die Frage des Datenschutzes automatisch anknüpfte. Beispielsweise ist es ein Leichtes, Verbraucherinformationen mittels einer genauen Messung des Energieverbrauchs zu erheben. Dazu zählt nicht nur der nächtliche Gang zum Kühlschrank, sondern sogar die persönliche Vorliebe für einen Fernsehkanal, was allein durch den „live“-Stromverbrauch ersichtlich wird. Was an das Leben im Glashaus erinnern vermag, offenbart jedoch auch Chancen, beispielsweise durch intelligent abgestimmte Stromeinspeisungen, auch von Privathaushalten.
Abschließend galt der Blick den deutschen Projekten, darunter ist neben Freiburg-Vauban auch der Münchener Stadtteil Freiham, welcher aktuell weiter ausgebaut wird.

Gewappnet mit neuen Ideen und einer wohl gefestigteren Meinung zum Städtebau, machten wir uns vom sonnigen Freiburg aus auf den Weg in die Heimat. Wir freuen uns über Eure starke Resonanz hinsichtlich des Seminars und freuen uns, Euch auf einer unserer kommenden Veranstaltungen des AK IU wiederzusehen!

 

Informationen zum Autoren

Max Neumann
Studiert Chemie und Biochemie an der LMU München
In der Grundförderung seit Oktober 2016

 

Nachhaltigkeit ist divers! – Strukturtreffen des AK Innovation und Umwelt in Heidelberg

Das erste Strukturtreffen des AK Innovation und Umwelt fand dieses Jahr vom 25.06-27.06.2018 im wunderschönen Heidelberg statt. Teilgenommen haben 20 Stipendiaten aus den verschiedensten Studienfachrichtungen und Regionen Deutschlands – also ein guter Mix, um richtig innovativ und kreativ zu werden.

 Nach einem kurzen Blick auf die Projekte des AK IU des letzten Jahres ging es sofort in die Brainstorming-Phase zur Entwicklung von Seminar-Ideen. Es hat sich gezeigt, dass Nachhaltigkeit und Innovation als Themen sehr vielfältig aufgegriffen werden können. Herauskristallisiert haben sich die Themen Health-Literacy (Gesundheitskompetenz), Kernenergie, Agrarpolitik und Forschung. Nun ging es dann gleich auch in die erste Planungsphase in Kleingruppen, um diese Ideen auszuarbeiten. Es wurde leidenschaftlich und angeregt diskutiert und argumentiert. Obwohl es sich nun wirklich um ganz verschiedene Themen handelte, kamen immer wieder die gleichen Fragen auf: Welche Rollen spielen die Politik und das Individuum? Wer kann wirklich Veränderung initiieren und durchsetzen? Wie weit darf die Politik z. B. mit Gesetzen und Regulationen in die Entscheidungsräume des Bürgers eingreifen? Und welche ethischen, rechtlichen und liberalen Dilemmas ergeben sich dadurch? Wie kann man Leute für Nachhaltigkeit sensibilisieren und motivieren? Und natürlich welche Alternativen gibt es für traditionelle Ansätze? Eine Fülle an Fragen, die zu vielen interessanten Gestaltungskonzepten und Ideen für Referenten führte … lasst euch im nächsten Jahr überraschen!

Highlight am Samstag war die Besichtigung der internationalen Bauausstellung (IBA). Die IBA hat es sich zum Ziel gesetzt, durch innovative und interdisziplinäre Ansätze neue Räume für Wissenschaft, Lernen, Vernetzung, Stoffkreisläufe und Koproduktion in der Stadt zu schaffen. Anhand vieler Modelle, Graphiken, Filme und interaktiver Partizipationsmöglichkeiten haben die Besucher der IBA die Möglichkeit, die Ideen, Konzepte und Innovationen hinter den Projekten zu verstehen.

Die Abende wurden zusammen in der malerischen Heidelberger Altstadt verbracht. Bei Cocktails oder Bier konnten wir uns als Gruppe noch besser kennen lernen, diskutieren und den Tag nach produktiven Stunden entspannt ausklingen lassen.

Weiterhin wurde das Treffen des AK IU genutzt, um einen Nachfolger für Karolina Piaskowska zu wählen, die seit 2016 als Koordinatorin im AK IU tätig ist. Neben ihren Aufgaben als Koordinatorin, hat sie u. a. die sehr erfolgreichen AKIU-Seminare zu den Themen Upcycling und Klimawandel mitorganisiert. Wir bedanken uns herzlich für ihr tolles Engagement! Neu im Koordinatoren-Team (siehe rechtes Bild) begrüßen wir dafür Behin Minaei!

Das AK IU freut sich natürlich, euch bei den nächsten Seminaren und dem Strukturtreffen im Herbst zu begrüßen.

 

Informationen zur Autorin

 

Yasmin Youssef
Medizin, 2. Semester
Universität Leipzig
In der Grundförderung seit April 2017

Wie bilden wir unsere MINTler aus?

06. – 08.04.2018 in der Theodor-Heuss-Akademie, Gummersbach

Angesichts des eher spärlichen Angebots naturwissenschaftlicher Seminare innerhalb der Stiftung war es umso erfrischender, dass am sonnigen Frühlingswochenende vom 06. bis 08. April 2018 zahlreiche Teilnehmer in der Theodor-Heuss-Akademie der Frage nachgehen konnte, wie MINTler in Deutschland ausgebildet werden und wie die bestehende Situation weiter verbessert werden kann.

Da neben diversen MINT-Studiengängen wie Mathematik, Physik und Medizin auch verschiedenste andere Studiengänge vertreten waren, konnten im Verlauf des Seminars zu jedem Thema unterschiedliche Sichtweisen einbezogen und somit fundierte Ansätze zur Verbesserung der MINT-Bildung in Deutschland herausgearbeitet werden.

Der erste Abend begann mit dem Vortrag eines Vertreters des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), der seinen Schwerpunkt auf Nachwuchsförderung legte. Mit ihm wurden unter anderem die Situation des Arbeitsmarktes für MINT-Absolventen sowie Möglichkeiten erfolgreicher technischer Bildung diskutiert.

Letzteres war auch am Samstagmorgen in der Gruppenarbeit zu „MINT in der Schule“ ein Thema. Da der Großteil der Lehrer und Eltern keine „digital natives“ sind, ist Digitalisierung noch immer keine Selbstverständlichkeit in Schulen. Diesbezüglich setzte sich eine Gruppe mit dem Thema Lehrerbildung auseinander und stellte unter anderem fest, dass es einen Aufwärtstrend hinsichtlich entsprechender Fortbildungen gibt, der für die nächsten Jahre absolut unerlässlich ist. Weitere Gruppen beschäftigten sich mit didaktischen Methoden, Bildungsbarrieren und Gendersensibiltät – ebenfalls zentrale Aufgaben, die auf dem Weg zu erfolgreicher MINT-Bildung bewältigt werden müssen.

Am Nachmittag gaben vier Altstipendiaten den Teilnehmern spannende und inspirierende Einblicke in ihre persönliche MINT-Laufbahn. Auch wenn Frauen in MINT-Berufen heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr sind, gaben die beiden weiblichen Altstipendiaten den Ratschlag mit, dass man sich als Frau nicht einschüchtern lassen darf. Die letzten Blockaden in den Köpfen der Menschen müssen trotz großer erzielter Fortschritte wohl doch noch beseitigt werden.

Anschließend konnten die Teilnehmer im Rahmen einer Kugellagerdiskussion durch verschiedene kurze Fragen ihre persönliche Sichtweise und bisherigen Erfahrungen mit dem Thema MINT reflektieren. Abgerundet wurde dieser Seminartag durch den Film „Hidden Figures“, der von den beruflichen Erfahrungen dreier afroamerikanischer Mathematikerinnen handelt, die maßgeblich zu den Erfolgen des Apollo- und Mercury-Programms der NASA in den USA beigetragen haben. Der Film war 2017 für drei Oscars nominiert und regte unter den Teilnehmern eine Diskussion dazu, wie sich die allgemeine Situation in den letzten 60 Jahren verändert hat.

Am Sonntagmorgen gab es einen weiteren spannenden Vortrag speziell zum Thema „Frauen in MINT-Berufen“ von der Altstipendiatin Dr. Anja Marzuillo, die im Personalwesen arbeitet.
Die abschließende Diskussion zum Ende des Seminars ergab, dass die Situation des MINT-Bereichs in Deutschland zwar noch alles andere als optimal ist, etwa in Bezug auf die Ausstattung in Schulen, aber man dennoch auf einem guten Weg ist.

Daher eine persönliche Anregung, um schon einmal innerhalb der Stiftung in die richtige Richtung zu arbeiten: Bitte mehr von solchen Seminaren!

Informationen zum Autoren

Michael Collins
Promotion in Mathematik
FAU Erlangen
In der Promotionsförderung seit Mai 2017