Ein sonniger Samstag. In Berlin. 28 Stipendiaten stehen unter einem Schatten spendenden Baum in den Prinzessinnengärten. Über ihnen summen die Bienen. Sie lauschen den Ausführungen der jungen Frau, die davon erzählt, wie alles läuft. Die Menschen können kommen und sagen, dass sie arbeiten wollen und dann können sie gießen oder Unkraut jäten. Jeder, der will kann mithelfen. Viele kommen auch aus der Umgebung, um sich alles anzusehen. Die Hochbeete, die interessanten Gestelle und das ausgeklügelte, selbstgebaute Bewässerungssystem. Alles so günstig wie möglich. Es wird re- und upcycelt.
Dies ist nur einer der vielen interessanten Momente, die die Teilnehmer des Seminars Urban Gardening am Wochenende vom 30. Mai bis zum 1.Juni erlebten. Schon am Freitag gab es nach den interessanten Ausführungen von Herrn Dr. Wolther von Kieseritzky, Referent der FNF, zur Stadtentwicklung Berlins erste spannende Fragen und Anknüpfungspunkte, die beim schmackhaften „organic Buffet“ Abendessen diskutiert werden. Inwieweit die Begrünung der Städte durch Bewohner ein neuer Trend ist, oder durch „Urban Gardening“ nur einen anderen Begriff bekam, wurde genauso besprochen, wie der Ausgang des Volksentscheides zum Tempelhofer Feld.
Das Tempelhofer Feld wurde dann nämlich auch am Samstag im Rahmen der Fahrradtour besucht. Der Allmende Kontor, also das gemeinschaftliches Gartenprojekt wurde uns umfassend näher gebracht, von der herrlichen Gerda, die das Projekt mit gegründet hat. Allmende, das heißt Gemeinschaft, auch wenn jeder hier sein eigenes kleines selbst gebautes Hochbeet hat. Aber es soll für alle sein. Besucher können alles betrachten und bewundern. Aber wie in jeder Gemeinschaft entstehen nach und nach Regeln. Es ist bezeichnend, dass wir mitbekommen, wie auf einer Versammlung einiger Beetsbesitzer auf dem „Dorfplatz“ der Allmende über die Probleme gesprochen wird.Viele drücken sich vor der „Arbeit für alle“. Dem Kompost- Dienst oder dem Gießen. Das trübt die Freude. Viele wollen sich nur um ihre eigenen Beete kümmern. Im Vergleich zu den Prinzessinengärten steht dieses Projekt noch am Anfang. Die Strukturen und Regeln sind noch im Entstehen. Nachdem wir einen kleinen Vortrag zu Bienen und einen weiteren über die Wichtigkeit und die Entstehung von Kompost gelauscht haben, ist es Zeit für unser Picknick. Kaffee, Säfte und Kuchen haben wir mitgebracht und so setzten wir und bei herrlichem Wetter neben den kleinen Garten und erleben ein idyllisches Picknick, bei dem wir uns über unsere gewonnen Eindrücke in entspannter Atmosphäre austauschen konnten.
Sehr krass erscheint in diesem Moment der Gegensatz zur Statdplanung, die am Freitagabend Thema des Vortrages von Stadtplaner Jan Christopher Witt war. Seine eindrücklichen Ausführungen erläuterten nicht nur Flächennutzungspläne und Bebauungspläne, sondern gipfelten in der Erkenntnis, dass in vielen dieser Pläne, sogar die Begrünung festgelegt ist. Da steht dann so etwas wie einheimischer Laubbaumbestand und die Bewohner müssen sich an diese Angaben halten. Selbst Herr Witt gab zu, dass es ihm als Liberalen manchmal zu weit gehe. Unser dritter Vortrag am Samstagmorgen hätte gerne noch etwas weiter gehen können, jedoch musste sich der Umweltpolitischer Sprecher der FDP Fraktion Region Hannover, Gerhard Kier, bei seinem Vortrag über die Entwicklung des Viertels Kronsberg in Hannover zugunsten der anstehenden Fahrradtour etwas kürzer fassen. Zum Glück hatte Herr Kier auch schon die Diskussionen am Freitag mit zahlreichen Beispielen bereichert. An dieser Stelle gilt es ihm und den beiden anderen Referenten dafür zu danken, dass sie mit ihren Vorträgen einen guten Ausgleich und auch ein interessantes Wissensfundament für das Besuchen der Gartenprojekte gebildet haben.
Der Samstagabend war dem dritten Gartenprojekt gewidmet, dem „Klunkerkranich“, einer begrünten Dachterasse auf einem Berliner Einkaufstempel. Schön war es, der Entstehunggeschichte und den Organisationsprinzipien zu lauschen und währenddessen auf Berlins Skyline im Abendrot zu schauen. Auffällig war auch hier, dass das Projekt sich Bienen hält, wie auch die beiden anderen Projekte. Natürlich braucht jeder Garten Bienen, damit Blüten bestäubt werden. Es gab viele Ausführungen zum Sterben der Bienen auf dem Land aufgrund von Pestiziden. Warum also nicht Bienen in der Stadt? Bienen auf dem Dach? Umdenken! Das war vielleicht ein bisschen das Motto dieses Seminars. Potenziale sehen. Aber auch kritisches Betrachten eines Trends. Am Sonntag wurde dann auch noch einmal genau dies geprobt. Die Seminarteilnehmer beeindruckten mit Ihren Gruppenarbeiten, in denen sie die 3 besuchten Gärten anhand verschiedener Kriterien bewerteten und kreative eigene Ideen vorstellten. Was bleibt weiter zu sagen. Es war ein schönes Seminar. Es gab übergroßen Teilnehmer-Andrang und es gibt Pläne, es zu wiederholen. Das sagt fast alles.