Mit dem Essen spielt man nicht? Hier schon!

Bericht zum Lebensmittelseminar vom 14.-16.03.2014

Die Theodor-Heuss-Akademie ist ja für ihr gutes Essen bekannt, dieses jedoch trat bei dem Seminar „Lebensmittellügen, Halbwissen und Mogelpackungen“ durch selbstgemachte Leckereien, wie Analogkäse, Klebefleisch und Sauce Hollandaise vollkommen in den Hintergrund.

Die Stipendiaten des Arbeitskreises Innovation und Umwelt organisierten ein Seminar zum Thema Lebensmittelproduktion und warum unsere Lebensmittel so sind wie sie sind. Nach dem Erfolg eines ähnlichen Seminars 2011 holten sich die Seminarleiter Sandra Böttcher und Kenneth Kieserling dieses Mal Unterstützung durch Swen Straßberger, alle drei sind oder waren Studierende der Lebensmitteltechnologie in Berlin.

Die studierte Ökotrophologin Katharina Kröber bildete den Auftakt am Freitagabend, mit einem Vortrag über den „Dschungel der Lebensmittelkennzeichnung“. Mit der Erkenntnis, dass Marmorkuchen kein Marmor enthält und Babyöl nicht aus Babys hergestellt wird, wurde auch im Anschluss noch munter diskutiert –stilecht am Kamin in der Halle der THA.

Der erste Workshop am Samstagmorgen startet gleich mit einer großen Unbekannten. Dem Analogkäse. Der Thermomix ließ aus diversen Pulvern und Flüssigkeiten ein Käseimitat entstehen (obwohl manche Seminarteilnehmer dieses aufgrund der großzügig bemessenen Beigabe von gelber Lebensmittelfarbe eher als Mangopudding deklarierten). Am Schluss stand bei den meisten Teilnehmern dann doch die Erkenntnis, dass Käseimitat ungefährlich ist und der Hype wohl doch ein wenig übertrieben war. Weiter ging es mit zusammengefügten Lebensmitteln: es wurde das am Vorabend liebevoll zubereitete Klebefleisch von den Teilnehmern verkostet, von Sterne-Koch Swen gekonnt filetiert.

Am Nachmittag erläuterte uns Frau Prof. Alban aus Kiel die Unterschiede zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln. Beeindruckt achteten dann alle Teilnehmer beim Mittagessen darauf, möglichst eine der empfohlenen fünf Portionen Obst oder Gemüse zu essen, und sei es im Früchtequark der Nachspeise.

Am Nachmittag sprach Sandra über das Thema Panikmache in der Lebensmittelindustrie. Dabei klärte sie über die Diskrepanz zwischen Gefahr und Risiko sowie über Dioxinskandal, Vogelgrippe und Konsorten auf – und entlarvte dabei so manches Halbwissen und Vorurteil.

Im zweiten Workshop lüfteten die Seminarteilnehmer zusammen mit Kenneth das Geheimnis des Weizenteigs, erforschten den Unterschied von CapriSonne und Direktsaft und assistierten anschließend Swen bei der Live-Zubereitung von Sauce Hollandaise. Bei der Herstellung von Bubbletea-Bubbles wurden dann alle Teilnehmer schlagartig ins Kindergartenalter zurückversetzt: wieviel Druck braucht man, um den fertigen Gebilden ihren flüssigen Kern zu entlocken? Highlight des Abends war schließlich die Weinverkostung. Stipendiat Michael Halbritter, seines Zeichens Oenologe, führte via Skype in die Grundlagen der edlen Tropfen ein und ließ uns Nougat, Limone und Co. aus ausgewählten Weinsorten herausschmecken. Das angeheiterte Publikum folgte noch dem Vortrag zur Qualitätssicherung von Swen und freute sich dann auf die Anwendung des Gelernten im Heuss-Club der THA.

Am Sonntag bekamen die Zuhörer beim Vortrag von Dipl.-Ing. Scheven viel Schokolade und einen Blick in die Praxis der Lebensmitteltechnologie am Beispiel der Schokoladenherstellung. Glücklicherweise gab es nach dem Probieren der reinen, sehr bitteren Kakaobohne auch noch fertige Schokolade zum „Nachspülen“. Anschließend widmeten wir uns dem Thema Sensorik: Hier gab es diverse Süßungsmittel sowie die wundersame Pflanze Miraculin, die nach Einnahme in Tablettenform sauren Zitronensaft auf der Zunge in ein süßes Getränk verwandelt.

Nach drei Tagen mit vielen interessanten Fakten und besten kulinarischen Eindrücken waren ausnahmslos alle Teilnehmer begeistert von der Konzeption, Durchführung und Praxisnähe des Seminars!